Interview mit Sarah Heiligtag

< Übersicht

> Weiter

Empfindungsfähigkeit als Kriterium für moralische Berücksichtigung^

Pro Ethica: Viele Philosophen haben sich mit der Frage beschäftigt, welche Kriterien geeignet sind um festzulegen, wem ein moralischer Status zugeschrieben werden muss, wer also, mit anderen Worten, moralische Berücksichtigung verdient. Wann wurde das Kriterium der Empfindungsfähigkeit entdeckt und wie hat es sich durchgesetzt?

Sarah Heiligtag: Im antiken Griechenland behaupteten Denker wie Porphyrius, Plutarch und Pythagoras, dass Tiere Schmerzen und auch Emotionen wie zum Beispiel Angst empfinden können. Sie schlossen daraus, dass die Menschen sich des Quälens und Tötens von Tieren enthalten sollten. Wenn auch damals nicht direkt so formuliert, haben wir bereits hier die Idee, dass die Veranlagung Schmerzen zu empfinden – nennen wir diese Veranlagung Empfindungsfähigkeit – hinreichend sei, um moralische Berücksichtigung zu verdienen. Heute wird meistens der britische Philosoph Jeremy Bentham als Initiator dieser Idee zitiert. Bentham behauptete unmissverständlich, dass die Empfindungsfähigkeit das geeignete Kriterium darstelle um zu bestimmen, ob ein Individuum der Gemeinschaft moralischer Individuen zugerechnet werden soll. Daher das berühmte Zitat: „Die Frage ist nicht: ‘Können sie denken?’ oder ‘Können sie sprechen?’, sondern: ‘Können sie leiden’ 1 Bentham kritisierte damit nicht nur die Sklaverei und den Rassismus, sondern auch die Misshandlung von Tieren.

Durchgesetzt hat sich das Kriterium der Empfindungsfähigkeit meines Erachtens vor allem dadurch, dass der Mensch durch die Erfahrung des Leides und Verderbens in Kriegen und Konflikten des Reformationszeitalters auf dem Weg zur Aufklärung dazu kam, sich dem Leid entziehen zu wollen, und daraufhin auch anfing, Gesetze und Vorschriften zu erlassen, die ein möglichst leidfreies Miteinander ermöglichen sollten.

Die Empfindungsfähigkeit^

Es scheint plausibel, dass die Empfindungsfähigkeit eine hinreichende Bedingung dafür ist, einen moralischen Status zuerkannt zu bekommen: Wenn ein Individuum Empfindungsfähigkeit besitzt, haben wir ihm gegenüber moralische Verpflichtungen. Denken Sie, dass die Empfindungsfähigkeit auch eine notwendige Bedingung ist, dass wir also nur solchen Individuen gegenüber moralische Verpflichtungen haben, die auch empfindungsfähig sind?

Ja. – Lebewesen mit Empfindungsfähigkeit haben Interessen, darunter jenes, nicht zu leiden; moralisch gesehen zählen diese Interessen soviel, dass ihren Besitzern der Status als vollwertige Mitglieder der Gemeinschaft moralischer Individuen nicht abgesprochen werden kann.

Denken Sie, dass Embryonen und Menschen im Koma Gegenbeispiele für die Idee sind, wonach die Empfindungsfähigkeit notwendig ist für einen moralischen Status? Immerhin scheinen wir die Intuition zu haben, dass diese Individuen moralische Berücksichtigung verdienen, jedoch sind sie nicht (immer) im Besitz von Empfindungsfähigkeit.

Nein, dies würde uns zur kontroversen These führen, Embryonen und Leute im Koma hätten keine Empfindungsfähigkeit. Ausserdem ist nicht klar, dass Komapatienten nichts empfinden können.

Hingegen könnten wir die These, laut welcher Empfindungsfähigkeit notwendig ist um moralische Ansprüche stellen zu können, durch einen Zusatz erweitern, nämlich dass die betreffenden Individuen mindestens einmal während ihrer Existenz Empfindungsfähigkeit besitzen müssen, da es Momente gibt, in denen ein Individuum (noch) nicht über Empfindungsfähigkeit verfügt oder diese zeitweilig verloren hat. In jedem Fall können wir sagen, dass menschliche und nicht-menschliche Tiere im Allgemeinen Empfindungsfähigkeit besitzen. In Zweifelsfällen scheint es auch klüger, das Vorhandensein von Empfindungsfähigkeit zu vermuten, um nicht das Risiko eines Misshandelns einzugehen.

Denken Sie selber, dass diese These korrekt ist, und falls nicht, weshalb?

Ich denke, dass es möglich wäre, dass Empfindungsfähigkeit nicht notwendig für moralische Berücksichtigung ist, denn – obwohl Empfindungsfähigkeit notwendig für den Besitz von (moralisch relevanten) Interessen ist – bleibt es eine offene Frage, ob die moralische Gemeinschaft aus anderen Gründen erweitert werden sollte. Man kann hier zum Beispiel an biozentrische Sichtweisen wie Albert Schweitzers Ehrfurcht vor dem Leben denken. Das Konzept des moralischen Respekts zu verstehen bedeutet diesem Ansatz nach, sämtliche Manifestationen von Leben zu respektieren, also auch Blumen oder Bäume, welche ja – in einem hier relevanten Sinn – keine Empfindungsfähigkeit besitzen. In einem solchen Sinn kann die Empfindungsfähigkeit hinreichend aber nicht notwendig sein.

Bei der Debatte über die Tiere sehe ich in der Empfindungsfähigkeit aber das Schlüsselkriterium, und würde daher auch sagen, dass die Empfindungsfähigkeit notwendig ist. Wenn nämlich ein Tier weder leiden, noch Freude oder eine Art Glück empfinden kann, bleibt nichts moralisch Relevantes mehr übrig.

Noch bevor man aber von den Bedingungen spricht, die notwendig sind um moralische Berücksichtigung zu verdienen, muss man sich fragen: Welche Implikationen hat die Tatsache, einen moralischen Status zu haben? Rechtfertigt sie das Zuerkennen von moralischen Rechten? Inwiefern erlaubt ein solcher moralischer Status, die grundlegenden Bedürfnisse der Individuen zu schützen?

Wenn wir von moralischem Status sprechen, ist Empfindungsfähigkeit hinreichend; wenn wir von moralischen Rechten sprechen, könnten wir schlussfolgern, dass die Empfindungsfähigkeit notwendig ist. Die Idee im zweiten Fall besteht darin, dass die Empfindungsfähigkeit – sofern sie notwendig für den Besitz von moralisch relevanten Interessen ist – die Anerkennung des Rechts auf Schutz dieser Interessen rechtfertigt. Immerhin wurden fundamentale Menschenrechte wie das Recht auf ein Leben ohne Leiden und auf körperliche Integrität aufgrund der Tatsache erfunden, dass die Menschen Empfindungsfähigkeit haben und es ihnen nicht gleichgültig ist, auf welche Art sie behandelt werden.

Freuden und Interessen^

Sie definieren die Empfindungsfähigkeit als Veranlagung, Freuden und Schmerzen zu empfinden. Aber ich kann auch Freude empfinden, wenn mir beim Schach ein guter Zug gelingt oder wenn ich ein warmes Bad nehme. Um welche Art von Freuden und Schmerzen geht es genau?

Bei der uns beschäftigenden Debatte geht es sowohl um Freuden, welche sich auf mentale Einstellungen (Attitüden) beziehen [z.B. einen Film zu schauen], als auch um solche, die eine körperliche Empfindung betreffen [z.B. ein Bad zu nehmen]. Das Konzept der Empfindungsfähigkeit als Veranlagung, Freuden und Schmerzen zu empfinden, ist ein Konzept, das sich auf jede Empfindung bezieht, welche – subjektiv gesehen – positiv oder negativ ist. In dieser erweiterten Wortbedeutung zählen sowohl Einstellungen gegenüber gewissen angenehmen Zuständen und körperliche Empfindungen als auch positive Emotionen wie Zufriedenheit und sonstige Hochgefühle zu den Freuden. Ebenso gehören zu den Schmerzen sowohl unangenehme körperliche und mentale Einstellungen gegenüber gewissen Zuständen, als auch negative Emotionen wie Angst, Frustration und Beklommenheit. Entscheidend ist, dass die Individuen dank dieser Empfindungen passend auf die Stimuli aus ihrer Umgebung reagieren. In diesem minimalen Sinn verfügen Tiere über Bewusstsein.

Zwei Anmerkungen zur Rechtfertigung dieses erweiterten Bedeutungsfeldes des Konzepts der Empfindungsfähigkeit: Zum einen haben zahlreiche nicht-menschliche Spezies kognitive Fähigkeiten, zumindest in einem elementaren Sinn. Diese mentalen Fähigkeiten ermöglichen Freuden, die nicht strikt mit einer körperlichen Empfindung verbunden sind, wie zum Beispiel Emotionen wie Vergnügen und Frustration. Zum anderen zählt die Art der Freuden oder Schmerzen nicht, wenn wir nach der Empfindungsfähigkeit fragen: Was zählt ist einzig die Fähigkeit, Freuden oder Schmerzen irgendeiner Art zu empfinden. Ein entscheidender Punkt, wie wir weiter unten noch sehen werden, ist die enge Verbindung zwischen der Fähigkeit, Schmerzen zu empfinden, und der Fähigkeit, diesem Schmerz gegenüber eine Attitüde (also ein Gefühl im Bezug auf den Schmerz) zu haben.

Sie sagen, dass der Besitz von Empfindungsfähigkeit den Individuen moralisch relevante Interessen verleiht. Inwiefern führt die Fähigkeit Freuden und Schmerzen zu empfinden dazu, moralisch relevante Interessen zu haben?

Alle Wesen mit Empfindungsfähigkeit fühlen sich durch die Art und Weise betroffen, wie sie behandelt werden: Ihr eigenes Wohl bedeutet ihnen etwas, es hat für sie Bedeutung. Sie haben die Tendenz, ihre Freuden zu maximieren und ihre Schmerzen zu minimieren. Anders gesagt streben sie alle nach einem glücklichen Leben, und dazu sind Schmerzen hinderlich und Freuden förderlich. Die Befriedigung der Interessen eines Individuums mit Empfindungsfähigkeit ist also gut für dieses Individuum, da sie ein Mittel darstellt, sein Glück zu erreichen.

Nach dem Ansatz, den ich bevorzuge, stellt der Besitz von grundlegenden Interessen die entscheidende Rechtfertigung für einen moralischen Status (und für moralische Rechte) dar. So besteht die zentrale Funktion der Menschenrechte darin, grundlegende Interessen der Menschen zu schützen und zu garantieren. Die Möglichkeit, diese Interessen zu befriedigen, rechtfertigt vom moralischen Standpunkt aus die Zuerkennung solcher Rechte. Diesem Ansatz nach geht es also hauptsächlich darum, die sozialen und biologischen Grundbedingungen zu identifizieren, welche ein Individuum braucht, um ein minimal glückliches Leben zu führen. Man sieht somit auch, inwiefern moralische Rechte verallgemeinerbar sind: Sie sind durch die Existenz der allen Menschen gemeinsamen grundlegenden Interessen gerechtfertigt. Betrachten Sie beispielsweise das allen Menschen gemeinsame Interesse für den Respekt ihrer persönlichen Sicherheit. Dieses grundlegende Interesse liegt unserem Anspruch zugrunde, unsere Sicherheit als Recht zuerkannt zu bekommen.

In diesem Sinne, ausgehend von der Hypothese, dass man die sozialen und biologischen Vorbedingungen für ein minimal glückliches Leben nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere identifizieren kann, und ausgehend von der Hypothese, dass die Befriedigung dieser Interessen für ein glückliches Leben wichtig sind, denke ich, dass gewisse grundlegende Interessen ihrem Besitzer einen moralischen Status zukommen lassen – ob dieser Besitzer ein Mensch sei oder nicht.

Interessen, Werte und Wünsche^

Sie sagen, es gebe einen engen Zusammenhang dazwischen, (a) Freuden zu haben und (b) diesen Freuden gegenüber ein Gefühl oder eine Attitüde zu haben. Aber Tiere sind nicht fähig, kognitive Attitüden zu haben, das heisst Attitüden, welche die Verwendung von Konzepten implizieren. Welche Attitüde, zu der Tiere ihren Freuden/Schmerzen gegenüber fähig sind, rechtfertigt also, dass man ihnen einen moralischen Status zuerkennt?

Um diese Frage genau zu beantworten, muss ich erklären, was ich unter dem Begriff „Interesse“ verstehe. Ich folge der Definition von Feinberg 2, nach welcher ein Individuum ein Interesse an X hat, wenn für das Individuum bezüglich X etwas auf dem Spiel steht, in dem Sinne, dass das Individuum durch den Verlust von X etwas riskiert. Einfacher und allgemeiner könnte man auch sagen, ein Individuum habe ein Interesse an X, wenn es X Wert zumisst, in dem Sinne, dass der Besitz von X ihm irgendwie zuträglich ist. Denjenigen Dingen, die von Interesse sind, wird vom betreffenden Individuum Wert beigemessen.

Diese Idee setzt voraus, dass Individuen mit Interessen ein gewisses Wohl verfolgen, dass also diese wertgeschätzten Dinge dem Individuum in irgendeinem Sinne wichtig sind. Ich denke, dass es Sinn macht zu sagen, dass bestimmte Dinge für ein Individuum nur wichtig sind, wenn das Individuum fähig ist, Wünsche zu haben. Interessen zu haben schliesst also mit ein, Wünsche zu haben. Natürlich geschieht es oft, dass wir etwas wünschen, das nicht in unserem Interesse ist, und umgekehrt dass wir etwas nicht wünschen, das in unserem Interesse ist. Der wichtige Punkt ist hier, dass die Fähigkeit, Interessen zu haben, die Fähigkeit, Wünsche zu haben, bedingt.

Was aber genau sind Wünsche? Hier beziehe ich mich auf fünf Charakteristika von Wünschen nach DeGrazia 3 (i) Wünsche implizieren, dass das betreffende Subjekt gesinnt ist zu versuchen, das gewünschte Objekt zu bekommen – der Wunsch disponiert das Subjekt dazu, eine Anstrengung hin zum Erlangen des Wunschobjekts zu tun; (ii) Wünsche sind (manchmal) bewusste mentale Zustände – man kann einen Wunsch erleben, man kann seine Erfahrung machen; (iii) Wünsche implizieren, dass das Subjekt das Wunschobjekt wertschätzt – Wünsche haben eine affektive Komponente; (iv) Wünsche sind manchmal Dispositionen – sie können latent, also nicht aktualisiert, existieren; und (v) Wünsche sind propositionelle Attitüden – der Inhalt des Wunsches ist durch Konzepte strukturiert.

Ich komme weiter unten auf (iii) zurück und möchte zuerst die anderen Charakteristika rasch kommentieren. (i) und (ii) erlauben uns, die zu Wünschen fähigen Individuen von denjenigen zu unterscheiden, welche nur zu einem zielgerichteten Verhalten fähig sind. Letztere können nicht versuchen, ein Ziel zu erreichen, das heisst eine Anstrengung unternehmen um es zu erreichen. Allerhöchstens haben sie die Veranlagung (die Disposition), es zu erreichen, so wie die Sonnenblumen die Veranlagung haben, sich in die Richtung der Sonne zu drehen, um ihre Photosynthese zu optimieren. Diese Veranlagung der Sonnenblume in nicht mit der Anstrengung eines Wunschträgers gleichzusetzen (i). Ausserdem beinhaltet das Vorkommen eines Wunsches ein besonderes Erleben, welches im Falle eines zielgerichteten Verhaltens nicht da ist (ii).

(iv) ist ein ausgesprochen wichtiges Charakteristikum von Wünschen. Dies wird offensichtlich, wenn wir unsere eigenen Wünsche und Handlungen beobachten. Wir alle wissen, dass wir Wünsche haben können ohne uns dessen bewusst zu sein. Das bedeutet, dass wir gewisse Wünsche haben, die wir nicht erleben, oder wir haben Wünsche, die keine Rolle spielen als Motivation für unsere Handlungen. Ich habe zum Beispiel den Wunsch zu leben, aber ich erlebe diesen Wunsch nicht ununterbrochen, etwa im Schlaf. Dies heisst aber nicht, dass – wenn mich jemand ums Leben bringen würde, während ich schlafe – diese Person nicht gegen meinen Wunsch zu leben handeln würde. Ein Wunsch wird also nur unter bestimmten Bedingungen erlebt. Wenn mein Mörder mich wecken würde um mir zu sagen, dass er mich gleich töten werde, würde ich meinen Wunsch zu leben bestimmt erleben.

(v) ermöglicht es, Wünsche von Empfindungen wie Freuden oder Schmerzen zu unterscheiden. Dieses Charakteristikum zeigt, dass Wünsche ähnlich sind wie Glauben, Anliegen und andere Attitüden, deren Inhalt durch Konzepte strukturiert ist. Ein sprachliches Kriterium für die Kategorie der „propositionellen Attitüden“ ist die Tatsache, dass es korrekt ist, diese mittels eines dass-Nebensatzes einzuführen. So deutet zum Beispiel der (grammatikalisch korrekte) Satz „Ich glaube, dass es schneit“ auf eine propositionelle Attitüde hin, während der (grammatikalisch nicht korrekte) Satz „Ich habe Freude, dass ich ein Bad nehme“ darauf hinweist, dass es sich nicht um eine propositionelle Attitüde handelt. Der Inhalt dieser Freude ist demnach nicht durch Konzepte strukturiert.

Was aber deutet darauf hin, dass Tiere zu Wünschen fähig und somit Interessensträger sind und nicht einfach zielorientierte Entitäten? Ich werde hauptsächlich zwei Gründe erwähnen, die diese Idee stützen.

Der erste Grund betrifft das Verhalten. Tiere verhalten sich ähnlich wie Menschen, wenn sie Ziele haben. Die Ähnlichkeit besteht darin, dass ihr Verhalten darauf hindeutet, dass für sie gewisse Dinge von Wichtigkeit sind, und dass diese Dinge aus eben dem Grund, dass sie für sie von Wichtigkeit sind, ein zu erreichendes Ziel darstellen. Diese Dinge sind jene, welche die Tiere valorisieren, das heisst, denen sie Wert beimessen, oder die für sie Wert haben [vgl. das Charakteristikum (iii)]. Diese Verhaltensweisen, bei denen sich zeigt, dass ein Tier das Ziel, worauf es sich ausrichtet, wertschätzt, unterscheidet die Tiere von Entitäten, die – obwohl sie zielgerichtete Verhalten haben – nicht fähig sind wertzuschätzen, wie zum Beispiel die Sonnenblumen, jedenfalls nicht in einem bewussten Sinne.

Das Kriterium um festzustellen, ob ein Tier die Fähigkeit etwas wertzuschätzen – und folglich ein Interesse für diese Sache – hat, ist die Fähigkeit des Tieres, seine Befriedigung oder seine Frustration bezüglich dieser Sache zu äussern. Betrachten Sie das folgende Beispiel: Unser Eber Oskar mag Äpfel über alles; er weiss, dass sich die Äpfel in einer Kiste auf einem hohen Gestell im Vorratsraum befinden, ausserhalb seiner Reichweite. Jedes Mal, wenn Oskar Lust auf einen Apfel hat (was nicht immer der Fall ist!), trottet er zum Vorratsraum, wendet den Kopf in Richtung Kiste und wartet. Wenn niemand reagiert, beginnt er ein Geräusch zu machen. Je länger niemand kommt, desto stärker und differenzierter wird das Geräusch; nach einer Weile fordert er uns auf aufzustehen und insistiert darauf, dass wir ihm bis zum Vorratsraum folgen. Dieses Spiel dauert eine ganze Weile, bis er aufgibt und in seine Ecke zurückgeht, offensichtlich enttäuscht. Wenn ich aber aufstehe und in Richtung Vorratsraum gehe, wedelt Oskar wild mit seinem Schwanz und stampft vor Ungeduld mit den Füssen.

Das Gleiche spielt sich ab, wenn er hinaus will: Oskar stellt sich gegen die Stalltür, wendet den Kopf zuerst zu einem von uns und dann zum Garten. Wenn wir nicht reagieren, beginnt er uns zu „rufen“ und, sobald die Türe geöffnet ist, rennt er aufgeregt hin und her. Es gibt zahlreiche Beispiele wie dieses, sei es betreffend Wünsche nach Nahrung, Aufmerksamkeit, Schlaf, oder anderes. In all diesen Situationen drückt Oskar seine Befriedigung oder Frustration durch ein bestimmtes Verhalten aus, durch Körperbewegungen, Gesichtsausdrücke und Stimmlaute.

Ein weiterer erwähnenswerter Punkt für die Idee, dass Tiere gewisse Dinge wertschätzen, ist die Beobachtung, dass sie sich für unterschiedliche Ziele auf unterschiedliche Weise und unterschiedlich stark einsetzen. Für gewisse Ziele vollbringen sie grosse Anstrengungen, während sie andere ziemlich rasch aufgeben. Es genügt, eine Hündin beim Beschützen ihrer Welpen zu beobachten, um zu sehen, wie wichtig diese für sie sind. Wenn jemand die Welpen belästigen sollte, wäre die Heftigkeit ihrer Reaktion nicht zu vergleichen mit ihrer Reaktion im Falle eines Versuchs, ihr das Futter wegzunehmen.

Es gibt also keinen Grund zu denken, dass dem Verhalten der Tiere etwas Wesentliches fehlen würde. Vielmehr wird deutlich, dass ihnen gewisse Dinge wichtig sind, in dem Sinne, dass sie diese Dinge wertschätzen – in einem solchen Grade, dass sie Befriedigung oder Frustration empfinden, wenn sie diese Dinge nicht bekommen können.

Der zweite Grund dafür zu denken, dass Tiere zu Wünschen fähig sind ist physiologischer Natur. Physiologisch gesehen ist das wichtigste Kriterium um Schmerzen empfinden zu können der Besitz eines zentralen Nervensystems (ZNS) 4. Ich denke, dass es Sinn macht zu sagen, dass das ZNS auch wichtig ist, damit wir die Fähigkeit Dinge wertzuschätzen verstehen können. Wie oben erwähnt scheint ein enger Zusammenhang zu bestehen zwischen der Fähigkeit Schmerzen zu empfinden und der Fähigkeit seinen Schmerzen gegenüber eine Attitüde zu haben. Wozu sollte das Empfinden von Schmerzen nützen, biologisch gesehen, wenn diese Schmerzen dem Individuum nichts ausmachen würden, wenn also das Ausbleiben von Schmerzen nichts Positives darstellen würde? Die Funktion des Schmerzes scheint darin zu bestehen, den Organismus vor der Aussicht auf einen möglichen körperlichen Schadens zu warnen, damit der Organismus willentliche Handlungen unternehmen kann, um der Quelle des körperlichen Schadens auszuweichen und diese in Zukunft zu meiden 5. Weshalb würde ein Individuum Schmerzen empfinden, wenn ihm diese Schmerzen nichts ausmachen würden?

Laut DeGrazia haben zahlreiche Tiere ein komplexes ZNS; darunter befinden sich die Wirbeltiere und einige wirbellose Tiere wie die Kopffüssler 6. Soweit die Wissenschaft uns ein Urteil erlaubt, haben all diese Tiere die Fähigkeit, gewisse Dinge wertzuschätzen. Es gibt keine Rechtfertigung, diese Voraussetzung in Zweifel zu ziehen, es sei denn, wir hätten überzeugende Gründe dies zu tun. Diese Gründe müssten gewichtiger sein als jene, die ich gegeben habe, sie müssten erklären warum die Analogie zwischen dem Verhalten der menschlichen Tiere und demjenigen der nicht menschlichen Tiere unter vergleichbaren Aspekten aufzugeben wäre.

Wünsche und Glauben^

Bis hierhin habe ich für die These argumentiert, dass das Verhalten der Tiere nicht bloss zielorientiert ist, sondern eine Fähigkeit zur Wertschätzung dieser Ziele bedingt – die Ziele der Tiere stellen für die Tiere einen Wert dar, insofern als die Tiere diesen Wertschätzung entgegenbringen. Davon ausgehend schlug ich vor zu folgern, dass diese Ziele Wunschobjekte für die Tiere sind. Nun haben wir bereits erwähnt, dass Wünsche propositionelle Attitüden sind – ihr Inhalt ist durch Konzepte strukturiert. Ferner gehen die meisten Philosophen davon aus, dass Wünsche zu haben die Fähigkeit, an etwas zu glauben („Glauben zu haben“), erfordert, was auch eine propositionelle Attitüde ist. Ich muss also zeigen, inwiefern es zutrifft, dass Tiere Glauben und Wünsche haben.

Ich halte es für plausibel, dass die Fähigkeit zu wünschen die Fähigkeit zu glauben erfordert, und dass die Fähigkeit zu glauben wiederum die Fähigkeit „überrascht“ zu werden bedingt – das heisst zu entdecken, dass das, was man sich als wahr vorstellte, es in Tat und Wahrheit gar nicht ist.

Wie aber kann ein Tier etwas entdecken, in einem für uns hier relevanten Sinn, so dass wir ihm Glauben zuerkennen können? Meines Erachtens ist der entscheidende Begriff um diese Idee zu verstehen derjenige der Erwartung. Überrascht zu werden heisst festzustellen, dass die Tatsachen nicht unserer Erwartung entsprechen. Was nicht heisst, dass ein Individuum zu reflexivem Überlegen fähig sein muss, sprich dass die Überraschung nur stattfinden kann, wenn sich das Individuum seine Vorstellung der Tatsachen als inkompatibel mit den Tatsachen vorstellt. Es genügt, wenn ein Individuum auf eine Situation stösst, welche sozusagen in Konflikt mit seiner Erwartung steht. Diese Konzeption von Überraschung als Unterschied zwischen der eigentlichen Situation und der erwarteten Situation hat Forscher wie DeGrazia dazu geführt, zahlreichen Tieren die Fähigkeit des Überraschtwerdens zuzuschreiben. Hier ein Beispiel, das den LeserInnen geläufig sein wird: „Nachdem ein Junge mehrmals seinem Hund einen Tennisball geworfen hat, damit dieser den Ball zurückbringt, macht er ein weiteres Mal die gleiche Geste, jedoch ohne diesmal den Ball zu werfen. Der Hund rennt los in der Erwartung, dass der Ball in die übliche Richtung fliegt und stoppt dann brüsk, schaut um sich und wendet den Kopf hin zum Jungen.“ Konfrontiert mit dieser neuen Situation ist der Hund überrascht. Er hatte geglaubt, der Ball würde in die erwartete Richtung fliegen, stoppte dann aber bei der Entdeckung, dass dem nicht so war.

Nun bedeutet die Entdeckung der Falschheit des ursprünglichen Glaubens die Entdeckung, dass der Inhalt des ursprünglichen Glaubens keiner Tatsache entsprach. Zahlreiche Tiere sind fähig, in einem solchen Sinne zu glauben. Der Hund zum Beispiel, der geglaubt hatte, der Ball würde geworfen, dann aber feststellte, das dieser Glauben falsch und der Ball zurückgeblieben war, glaubt anschliessend aus diesem Grund, dass der Inhalt seines ursprünglichen Glaubens keiner Tatsache entsprach. Meines Erachtens genügt diese Konzeption von Glauben, dass man Tieren zu Recht Glauben zusprechen kann.

Um beim Überrascht-werden-Können als Kriterium für das Zuerkennen von Glauben anzukommen, waren wir bei Beobachtungen von Verhaltensweisen der Tiere ausgegangen. Es gibt aber mehrere unterschiedliche Aspekte des beobachtbaren Verhaltens, und alle diese Aspekte sind relevant für das Kriterium der Überraschung. So könnten wir die (i) affektive Reaktion der Tiere in unerwarteten Situationen beobachten (zum Beispiel die Enttäuschung). Wir könnten auch (ii) das Ziel beobachten, zu welchem ihr Verhalten tendiert, oder schauen, inwiefern ihr Verhalten der Befriedigung ihres Wunsches nützlich ist. Schliesslich könnten wir auch (iii) den Kontext beobachten, in welchem sie ein bestimmtes Verhalten an den Tag legen.

Wenn nun aber die Fähigkeit zu wünschen die Fähigkeit zu glauben erfordert, welche ihrerseits die Fähigkeit Konzepte zu haben erfordert, geht es darum zu wissen ob die Tiere im Hintergrund die- oder denjenigen Glauben haben, der ein Konzept impliziert. Es ist klar, dass es weder für ein menschliches noch für ein nicht menschliches Individuum erforderlich ist, alles über eine Sache zu wissen um für diese Sache ein Konzept zu haben. Diese Idee, welche Regan die Alles-oder-Nichts-Theorie nennt, ermöglicht keine Erklärung der Tatsache, dass wir uns im Laufe unseres Lebens Konzepte aneignen. Laut Regan sollte man sich eher an die Mehr-oder-weniger-Theorie halten, die besagt, „ein Konzept zu besitzen heisst nicht, dass jedes es besitzende Individuum im Hintergrund die gleichen Glauben (background beliefs) bezüglich der Objekte, für welches es verwendet wird, teilt, da verschiedene Individuen das gleiche Konzept in verschiedenem Ausmass besitzen können“ 7. Es ist vernünftig anzunehmen, dass die meisten Tiere verschiedene Konzepte besitzen, in dem Sinne, dass sie beispielsweise einen Knochen und einen Baum unterscheiden können. Aber es ist ebenso vernünftig anzunehmen, dass wir die Konzepte und Glauben der Tiere nie exakt kennen werden, und dass wir immer eine mehr oder weniger vage Vorstellung davon haben werden. Dies genügt aber dafür, ihnen Glauben zuzusprechen. Wie DeGrazia schreibt, „um etwas Vernünftiges über die Glaubensinhalte der Tiere zu behaupten, genügt es, ihnen die Glauben auf relativ vage Art und Weise zuzusprechen. Es ist nicht nötig, präzise zu wissen, was die Tiere glauben um zu zeigen, dass sie etwas glauben, und ungefähr zu zeigen, was dies sein könnte.“ 8

Zwar scheint es wenig plausibel, dass wir je den exakten Glaubensinhalt eines Tieres kennen werden, aber ebenso wenig plausibel ist es, dass wir den Glaubensinhalt der Menschen immer kennen können. Die Menschen haben beispielsweise im Allgemeinen gewisse Glaubensinhalte bezüglich des Mondes, aber ich könnte niemals behaupten, dass ich den Inhalt des Konzeptes „Mond“ von irgendjemandem – auch von mir selbst – kennen würde, es sei denn ich würde aufmerksam die Verwendungsumstände dieses Konzepts studieren. Und auch wenn ich einen momentanen Gedanken zum Mond haben könnte, würde ich doch nicht mit Gewissheit das Konzept kennen, das ich für den Mond verwende, obwohl es wahrscheinlich ist, dass dieses Konzept relativ rudimentär ist und nur einen Teil der Informationen beinhaltet, die ich über den Mond habe, und von denen ich beim Überlegen merke, dass sie ein Teil meines Konzepts des Mondes darstellen.

Abschliessend kann man sagen, dass es verschiedene Arten gibt, die Glaubensinhalte von Tieren zu erfahren, und ebenso ihre Hintergrundglauben. Das heisst nicht, dass wir immer erfahren werden, was sie in einem bestimmten Moment glauben, oder welche Hintergrundglauben sie in einem bestimmten Moment haben. Es kann viele Fälle geben, wo wir ihre Glaubensinhalte nicht genau kennen können. Aber die Tatsache, dass wir diese Glaubensinhalte nicht genau erfahren können erlaubt uns nicht zu schliessen, dass sie keine Glauben haben. Wir können versuchen, ihre Glaubensinhalte zu erraten, mit mehr oder weniger Erfolg. Dies gilt ebenso für Menschen: Ob sie „marginal“ sind [wie Kinder oder geistig beeinträchtigte Menschen – dieser Ausdruck hat nichts Abwertendes] oder nicht, die Menschen machen es uns manchmal schwer, ihre Glaubensinhalte zu erfahren. Es wäre absurd daraus zu schliessen, dass sie keine Glauben haben.

Da es in vielen Fällen möglich ist zu erfahren, was die Tiere glauben, ist daraus zu schliessen, dass das Spezifizieren ihrer Glaubensinhalte kein Hindernis für das Spezifizieren ihrer Wünsche darstellt. Aber auf welche Weise können wir den Wunsch eines Tieres in einem bestimmten Moment erfahren?

Wie weiter oben erwähnt ist Beobachtung unumgänglich um die Wunschinhalte der Tiere herauszufinden. Typischerweise verhalten sie sich auf eine Art und Weise, die durch die Befriedigung oder Nicht-Befriedigung eines Wunsches determiniert ist. Unser Eber zum Beispiel zeigt uns zur Essenszeit, dass er hungrig ist. Er drückt den Wunsch nach Nahrung aus, und ebenso drückt er sein Vergnügen aus, wenn der Wunsch befriedigt wird. Wenn wir zu beschäftigt sind, uns sofort um seine Nahrung zu kümmern, hört er trotzdem nicht mit seinem Verhalten auf, welches das Verfolgen eines Wunschobjekts charakterisiert. Und wenn der Wunsch nicht befriedigt wird, drückt er seine Enttäuschung aus und legt sich frustriert hin.

Natürlich ist es nicht immer einfach zu wissen, was ein Tier wünscht, aber in den meisten Fällen ist dies ziemlich offensichtlich. Wenn Oskar zu seiner Schale hingeht, heisst das er sucht Nahrung. Auf die gleiche Weise ist es legitim, mir selbst, wenn ich an den Kühlschrank gehe, zunächst den Wunsch zu essen zuzuschreiben. Man muss feststellen, dass das nicht-sprachliche Verhalten der Individuen oft vielsagender ist als ihre Worte. Menschen lügen gern oder erkennen ihre wirklichen Wünsche und Motivationen selbst nicht.

Da es plausibel ist zu sagen, dass die Fähigkeit Interessen zu haben die Fähigkeit Wünsche zu haben bedingt, musste ich zeigen, weshalb zahlreichen Tieren zu Recht die Fähigkeit Wünsche zu haben zuerkannt werden kann. Und da es plausibel ist zu sagen, dass die verhaltenstechnischen und die physiologischen Daten (auf den ersten Blick) das Zuerkennen von Wünschen bei Menschen rechtfertigt, wäre es inkohärent, diesen Überlegungen weniger Gewicht zu geben. Es kann sein, dass die Fähigkeit zu glauben erforderlich ist für die Fähigkeit zu wünschen, aber diese Voraussetzung wird von Tieren erfüllt, wenn man ihnen zugesteht, dass sie Glauben im minimalen Sinne haben (Überraschung als Resultat der Differenz zwischen Erwartungen und Tatsachen). Offen bleibt, wo man die Grenze ziehen muss zwischen Lebewesen mit der Fähigkeit zu wünschen – und also mit Interessen – und Lebewesen ohne diese Fähigkeit.

Die empirischen Daten weisen auf keine klare Grenze hin, weder zwischen Interessenträgern und „Interessenlosen“, noch zwischen empfindsamen und „unempfindsamen“ Lebewesen – obwohl anzunehmen ist, dass gewisse wirbellose Tiere wie die Amöben keine Empfindungsfähigkeit haben. Während zwar viel Ungewissheit herrscht bezüglich der Empfindungsfähigkeit von gewissen Tieren, unterstützen die empirischen Daten doch umso klarer die Idee, dass Tiere Schmerzen und Freuden empfinden können. Und das ist denn auch der wichtige Punkt, wenn es darum geht, wie andere zu behandeln sind.

Wo immer wir Lebewesen haben, über deren Empfindungsfähigkeit Zweifel besteht, würde ich für eine sogenannte „günstige Auslegung zweifelhafter Umstände“ plädieren. Das heisst davon auszugehen, dass diese Lebewesen über Empfindungsfähigkeit verfügen. So kann am ehesten vermieden werden, dass einem Wesen aus Unachtsamkeit oder Vorurteil Schaden zugefügt wird.

> Weiter

Bibliographie^

Bentham J. (1828): An Introduction to the Principles of Morals and Legislation. Library of Economics and Liberty (zuletzt besucht am 27. März 2012).

DeGrazia, D. (1996): Taking Animals Seriously. New York: Cambridge University Press.

Feinberg, J. (1980): Rights, Justice, and the Bounds of Liberty. Princeton, N.J.: Princeton University Press.

Regan, T. (2004): The Case for Animal Rights. Berkeley: California University Press.

Notes:

  1. Bentham (1828): Kapitel 17, Absatz 7.
  2. Siehe Feinberg (1980), « Harm and Self-Interest ».
  3. Siehe Taking Animals Seriously (1996).
  4. DeGrazia (1996), S. 105.
  5. Was nicht heisst, dass es nicht Personen gibt, die Schmerzen wertschätzen, wie etwa Masochisten. Wichtig ist aber die Tatsache, dass sogar Masochisten die (latente) Disposition besitzen, Schmerzen gegenüber eine negative Einstellung zu haben.
  6. Siehe DeGrazia (1996), S. 105.
  7. Für eine ausführliche Besprechung von Regans Alles-oder-Nichts- und Mehr-oder-weniger-Theorien siehe Regan (2004), S. 54ff.
  8. DeGrazia (1996), S. 157.